Translation of an excerpt from a Die Welt Article, Published 6/2/03. This article reports the comments of Assistant Secretary of Defense Paul Wolfowitz, made at a conference in Singapore. The complete article (in German) is included below: To the question, why an atomic power like North Korea should be handled differently than Iraq, where no weapons of mass destruction were found, the acting secretary of defense said very openly: "We consider it quite simple. The most important difference between North Korea and Iraq is that economically we simply had no choice in Iraq. The country swims in a sea of oil." ---------------------------------------------------------------- Im Fall Nordkorea setzt Wolfowitz auf die Anrainer Washington fürchtet dennoch weitere Eskalation von Sophie Mühlmann, Die Welt Singapur - Mal nimmt Paul Wolfowitz kein Blatt vor den Mund, mal setzt er sein bestes Pokerface auf. Ende vergangener Woche hatte Amerikas Vizeverteidigungsminister in einem Interview geradeheraus zugegeben, dass die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak nur aus bürokratischen Gründen ein Kriegsgrund gewesen seien - was unter Kriegsgegnern und US-Kritikern eine Woge der Entrüstung auslöste. Bei der asiatischen Sicherheitstagung am Wochenende in Singapur gab er sich allerdings weit zugeknöpfter und relativierte seine Worte: Die Massenvernichtungswaffen seien stets nur einer von vielen Gründen gewesen, den USA sei es vor allem auch um die Terrorbekämpfung und die Befreiung des irakischen Volkes gegangen. Bei der ersten Tagung der wichtigsten Verteidigungsexperten in Asien seit dem Irak-Krieg lag den rund 200 Delegierten allerdings eher die Krise in ihrer Nachbarschaft am Herzen: Nordkorea. Verteidigungsminister und Armeechefs sind besorgt über Pjöngjangs Waffenarsenal - und seine provokativ zur Schau gestellte Bereitschaft, dieses zu benutzen. Die asiatischen Staaten erwarten besorgt die endgültige Entscheidung Washingtons zum künftigen Umgang mit Asiens gefährlichstem Staat. Noch immer herrscht darüber in der US-Regierung Uneinigkeit. Doch obwohl die Delegierten Paul Wolfowitz mit Fragen bestürmten, äußerte er sich nur vage: "Eine militärische Option kann das Problem nicht lösen, groß angelegte Bestechung kann es ebenso wenig lösen." Auf die Frage, warum eine Atommacht wie Nordkorea anders behandelt würde als der Irak, wo kaum Massenvernichtungswaffen gefunden worden seien, antwortete der stellvertretende Verteidigungsminister wieder sehr offen: "Betrachten wir es einmal ganz simpel. Der wichtigste Unterschied zwischen Nordkorea und dem Irak ist der, dass wir wirtschaftlich einfach keine Wahl im Irak hatten. Das Land schwimmt auf einem Meer von Öl." Wolfowitz machte allerdings deutlich, dass die USA auf die Zusammenarbeit mit Nordkoreas Nachbarländern setzen, um den Konflikt zu entschärfen. Japans Verteidigungsminister Shigeru Ishiba unterstützte in Singapur den zunehmend kompromisslosen amerikanischen Standpunkt. Auch Japans Geduld mit Nordkorea schwindet: "Ich fürchte", so Ishiba, "eine weitere Eskalation würde härtere Maßnahmen erfordern." China allerdings will sich weiterhin als Vermittler sehen. Und so war Wolfowitz' Botschaft an Peking, das immerhin ein Drittel der Nahrungsmittelhilfe und 90 Prozent der Ölversorgung Nordkoreas finanziert, unmissverständlich: "Staaten in der Region, die Nordkorea helfen, sich über Wasser zu halten, sollten Nordkorea klar machen, dass sie dies nicht fortsetzen werden, solange Nordkorea auf seinem Wege weitergeht." In kleiner Runde mit Journalisten wurde der Vizeverteidigungsminister noch deutlicher: "China ist ein Vorbild für Nordkorea. Wir müssen Nordkorea davon überzeugen, dass sein Vorgehen selbstmörderisch ist. China ist vor allem mit seinen inneren Problemen und seinem Wirtschaftswachstum beschäftigt." Der chinesische Verteidigungsminister war der Einladung nach Singapur nicht gefolgt. Auch Nordkorea selbst hatte niemanden zu der Konferenz geschickt. Ein weiterer Schwerpunkt der Sicherheitstagung war die Terrorbedrohung in Asien. Die Erinnerungen an den Anschlag auf Bali, bei dem vor einem halben Jahr 202 Menschen starben, sind noch frisch. Die Geheimdienste der Region sind fieberhaft damit beschäftigt, gegen die Terrororganisation Dschamaa Islamija zu ermitteln, die hinter den Bomben stecken soll. Angeblich plant diese Gruppe auch Anschläge in Singapur. Daher herrschte um das "Shangri-La"-Hotel, in dem sich die Verteidigungsexperten drei Tage lang trafen, die höchste Sicherheitsstufe. Die Experten halten das Risiko eines neuen Terroraktes in der Region für groß. Jusuf Wanandi vom Zentrum für strategische und internationale Studien in Jakarta sieht jedoch eine Möglichkeit, den islamischen Extremismus zu bekämpfen: Von den gemäßigten Moslems in Südostasien sollte ein neuer, aufgeklärter Islam ausgehen, der "einen guten Einfluss auf die Moslems in aller Welt hat". Artikel erschienen am 2. Jun 2003